Gerade ist es nicht nur die Jahreszeit, die die Dunkelheit in mir größer macht. Es sind Gesichter von Kindern aus dem Nahen Osten in den Nachrichten, der mir zugewandte Rücken eines obdachlosen Menschen, der in mehrere Schlafsäcke gewickelt in der Domstraße liegt, die Aussicht auf Neuwahlen und gesellschaftliche Erdbeben im nächsten Jahr. Es wird dunkler und es wird mir kalt Anfang Dezember - besonders in diesem Jahr.
Widersinnig scheint da der Advent: Wenn die Dunkelheit am schwärzesten, die Hoffnungslosigkeit am größten ist, bereiten wir uns darauf vor, dass (uns) ein Licht aufgeht. Wir warten auf den, der kommt, auf den „Immanuel“, der uns verspricht, dass jemand, dass Gott immer bei uns ist.
Oft fällt es mir nicht leicht, diesen Beistand zu spüren, wenn ich in der Dunkelheit gefangen bin. Mein Glaube fordert mich heraus, wenn ich auf ein tröstendes Wort hoffe und da nur Stille ist und Nacht.
Doch manchmal schafft es ein Sonnenstrahl, mir ein wärmendes Gefühl zu geben. Oder ein lächelnder Mensch. Oder eine feste Umarmung. Und damit die Gewissheit, dass es wieder heller werden wird.
Worauf warte ich sehnsüchtig?
Was ist mein Hoffnungsschimmer?
Wie kann ich für andere ein Licht sein?
Katharina Leniger