Ich schaue etwas länger und bestaune dieses kleine Morgenwunder. Dieser Augenblick rührt in mir etwas an.
Anemonen - einfach so da - wie über Nacht für mich leuchtend geworden. Vielleicht wollen sie von mir - und nur von mir - in diesem Augenblick mit ihrer Farbe und Pracht wahrgenommen werden.
Das kleine Morgenwunder nehme ich mit in meinen Alltag. Dem Wahrnehmen-Können des Feinen, Leisen, Unübersehbaren, dem unerwarteten kleinen Wunder will ich auf der Spur bleiben.
„Dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand hinhalten“, sagt mir Hilde Domin in einer ihrer Gedichte.
Darin will ich mich üben in diesen Wochen der Fastenzeit - egal, ob der Himmel grau ist oder schon sonnig den Frühling herbeisehnt.
Otmar Schneider