„Das wird noch voller in den nächsten Tagen“, meinte der Blumenverkäufer, als er mein Erstaunen über die vielen Menschen registrierte. Durch diese Begegnung wurde mir auf einmal bewußt: Jetzt ist sie da, die Zeit vor Weihnachten. Vom Kalender her wusste ich es ja schon, doch jetzt war sie für mich spürbar angekommen.

Ich weiß nicht, wie Sie in diesem Jahr in die Adventszeit eingestiegen sind? Vielleicht haben Sie sich auf diese Zeit vor Weihnachten innerlich einstellen können und haben sich bereits darauf gefreut. Vielleicht ging es Ihnen aber auch wie mir: Auf einmal war sie da, diese Zeit. Auf einmal war er da, dieser „Advent“ - als ob man überrascht sei - als ob es zu schnell gegangen sei.

In einem Text von Silvia Ostertag lese ich:

„Schon ist Advent,
die Zeit auf etwas hin.
Die Zeit, um anzukommen,
damit nicht plötzlich
Weihnacht sei.“

Das klingt in meinen Ohren sehr versöhnlich. Da gibt es also diese Zeit, „damit nicht plötzlich Weihnacht sei“. Da gibt es diesen Advent, dass ich mir Zeit für mich nehmen darf.

In dieser Zeit darf auch ich ankommen, damit Weihnacht auch wirklich Weihnacht werden kann. Ich darf mir in dieser Zeit - auch wenn es um mich herum nur so wuselt, auch wenn mich in diesen Tagen nicht nur schöne, sondern auch leidvolle und unfriedliche Nachrichten erreichen, Zeit zum Ankommen nehmen. Ich darf mich aus dem Trubel immer wieder zurückziehen, darf mein Herz schlagen hören. Ich darf einfach da-sein. Dasein in meinem Atem, der sich Augenblick um Augenblick, Advent für Advent, „hineinweihnachtet“. Dasein jetzt. In diesem Augenblick.

So wünsche ich Ihnen eine gute und gesegnete Adventszeit!

Otmar Schneider

vgl. Ostertag, Silvia, Lebendige Stille, Butzon und Bercker Verlag