Pfingsten und Ruhestand scheinen auf den ersten Blick nicht unbedingt zusammen zu passen. Pfingsten, das schmeckt doch nach Aufbruch, Begeisterung, Feuer. Und Ruhestand?
Heute schreibe ich zum letzten Mal einen Beitrag an dieser Stelle, denn ich bin seit wenigen Tagen offiziell in der „Regelaltersrente“ und somit „im Ruhestand“. Viele haben mich in den vergangenen Wochen immer wieder gefragt, wie sich das anfühlt? Meine Standardantwort war, dass ich das nicht sagen kann, jedenfalls „nicht anders als vorher“.

Gestern aber hatte ich ein inspirierendes Erlebnis auf der Fahrt ins Büro: Einmal nicht den Blinker gesetzt, um möglichst schnell ans Ziel zu kommen. Runter von der Überholspur, du darfst dir Zeit lassen, du musst nicht hetzen - das scheint mir eine prima Facette von „Ruhestand“ zu sein und sie ermöglicht, genauer besehen, ein Leben in einem anderen Geist, einer ganz anderen Grundhaltung. Prima Aussichten! (Kommentar meiner Frau: "Ich hoffe, du beherzigst, was du da schreibst" :)

Im Lauf des Tages habe ich dann ein Buchgeschenk einer Kollegin ausgepackt und bekam prompt eine zweite Inspiration, als ich auf dem Umschlag las: „Ohne Aufhören kann man nichts anfangen. Aufhören ist als Kulturtechnik stark unterbewertet.“
So einfach und kräftig durchwirkt für mich der Pfingstgeist mein Alltagsleben und befeuert auch meinen Ruhestand.

Über viele Jahre hat mich die „Pfingstsequenz“ von Huub Oosterhuis in meinem beruflichen Tun inspiriert und begleitet. Die Bitte um die heilige Geistkraft gießt er in klare Worte: 

„Komm, Armeleutevater, komm, oberster Mundschenk, komm, Herzensjäger. (…)
Einmal ausruhen für Grübler und Geschundene, du, Atempause den Verkrampften.“

Diese begeisternden Worte nehme ich mit in den Ruhestand und wünsche allen ein gesegnetes Pfingstfest der guten Gedanken und Werke.
Hermann Simon, Pastoralreferent i.d. Mitarbeiter:innen-Seelsorge