Weiter oben verästelt sich der Stamm in erst eine, dann mehrere Abbiegungen, die nach oben hin immer kleiner werden. Überall sprießen kleine Blättchen und Zweige aus den größeren Ästen. Die oberste Krone ist mehr zu erahnen, als dass ich sie wirklich sehen kann.
Ich frage mich, wann der Baum wohl gepflanzt wurde? Oder ist er mehr zufällig dort gewachsen, weil ein anderer Baum Samen abwarf?
Was hat der Baum wohl schon alles gesehen? Wer hat ihn gesehen, wer hat unter ihm gelegen? Wie vielen Tieren hat er Schatten gespendet, wie viele Ameisen sind wohl auf seinem Stamm hinaufgeklettert?
Und da taucht auch die Frage auf: Wie lange wird es ihn wohl noch geben?
Bäume sind für mich der Inbegriff des Wunders der Natur, die im Frühjahr wie vorherbestellt zu blühen und zu grünen beginnt. Als ob sie sich alle absprechen würden, erwachen sie - kaum glaube ich schon nicht mehr daran, dass es je Frühling wird. Es scheint mir, als sei es schon immer so gewesen und als würde es immer so bleiben.
Doch weiß ich, so selbstverständlich ist das nicht.
Es ist doch mehr als erstaunlich, dass eine Hummel alleine durch die Schwingung ihrer Flügel die Bestäubung von Blüten ermöglicht. Oder dass ich durch den Wald laufen, die Vögel singen hören und den Bärlauch riechen kann. Oder dass nach jedem Winter ein Frühling kommt.
Für mich ist es so erstaunlich, dass ich nicht glauben kann, dass all das Zufall ist. All das gibt es in meinem Glauben, weil G:tt es so will. Alles Sein ist nicht einfach so ins Rollen gebracht worden und sich nun selbst überlassen - G:ttes Geist weht und wirkt und schafft immer neu Leben.
Dieses Wunder nehme ich so oft als selbstverständlich hin oder ärgere mich über die lästigen Seiten der Natur. Dabei ist es ein Geschenk. Ich darf und muss, und ich werde darauf Acht geben.